Der Konjunktiv ist ein sehr umfangreiches Thema der deutschen Grammatik. Wir erklären den Unterschied zwischen Konjunktiv I und II sowie deren Bildung und Verwendung.

Auch bekannt als Möglichkeitsform wird der Konjunktiv dafür verwendet, Vermutungen oder Wunschszenarien auszudrücken. Der Konjunktiv I führt aus, was als möglich gilt und kommt meist in der indirekten Rede zum Einsatz, während der Konjunktiv II für hypothetische Annahmen und höchst unwahrscheinliche oder unmögliche Sachverhalte verwendet wird. Diese Form finden wir oft in Konditionalsätzen.

Die Modi Konjunktiv I und Konjunktiv II sind wichtige Sprachwerkzeuge, um deinen wissenschaftlichen Stil zu schärfen, Aussagen einzuordnen und kritische Distanz zu den Inhalten anderer Verfasser zu wahren. Mit diesem Beitrag lernst du, was der Konjunktiv ist, wie du ihn gebrauchst und welchen Stellenwert er für wissenschaftliche Arbeiten hat.

Mit dem Konjunktiv kennzeichnest du wiedergegebene Aussagen, die ursprünglich nicht von dir stammen oder mögliche Sachverhalte, die zweifelhaft oder nicht unbedingt wahr sein müssen. Der Konjunktiv wird somit verwendet, um eine Distanz zwischen dir und deiner Aussage zu kennzeichnen.

Definition: Konjunktiv

Die beiden Konjunktivformen bilden einen von drei Modi, in denen Verben der deutschen Sprache stehen können. Er dient vorrangig dazu, indirekte Rede und Fremdaussagen auszudrücken. Darüber hinaus eignet er sich, Erwägungenkritische Distanz und die Möglichkeit, dass die getroffene Aussage nicht der Wahrheit entspricht, zu kommunizieren. Die Konjunktivformen unterteilen sich in den Konjunktiv I und den Konjunktiv II. Der Konjunktiv I erfüllt den Zweck, die fremde Urheberschaft einer Aussage zu markieren respektive zu zeigen, dass sie nicht (zwangsläufig) der eigenen Meinung entspricht. Der Konjunktiv II vergrößert diesen Abstand, indem er eine Aussage als unwahrscheinlich darstellt. Darüber hinaus kann der Konjunktiv II spekulative Szenarien entwerfen, die an bestimmte Bedingungen geknüpft sind. Neben den Konjunktivformen gibt es die Modi Indikativ (Wirklichkeitsform) und Imperativ (Befehlsform).

Beispiel:

Indikativ:
Er schreibt seine Bachelorarbeit.

Imperativ:
Schreib deine Bachelorarbeit!

Konjunktiv I:
Es heißt, er schreibe seine Bachelorarbeit.

Konjunktiv II:
Er behauptet, er schriebe seine Bachelorarbeit.

Verwendung des Konjunktivs in wissenschaftlichen Arbeiten

Konjunktivkonstruktionen sind fester Bestandteil des wissenschaftlichen Schreibens. Sie bringen kritische Distanz zum Ausdruck und bieten einen stilistisch sicheren Zugang zu indirekten Zitaten. Ferner halten sie offen, ob eine (fremde) Aussage der Wahrheit entspricht oder zur Debatte gestellt werden muss. Das impliziert, dass sie sich nicht für Aussagen eignet, die zweifelsfrei bewiesen sind. Die Bildung des Konjunktivs II hat indes die Funktion, Irrtümer zu markieren oder Aussagen zu widerlegen. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten. Während der Konjunktiv I eine moderate Zwischenposition ausdrückt, neigt der Konjunktiv II manchmal dazu, unwissenschaftliche Polemik zu erzeugen.1 Die nachfolgenden Abschnitte zeigen dir, wie du beide Konjunktivformen bildest.

Der Konjunktiv I

Der Konjunktiv I verändert das Verb durch Flexion in eine sich moderat von der Aussage distanzierende Form. Das begünstigt indirekte Rede und kann zum Ausdruck bringen, dass die im Satz vertretene Meinung aus einer anderen Quelle stammt und nicht zwangsläufig mit der Haltung des Textes übereinstimmt.

Beispiel:

Distanz zur Quelle:
Im Text hieß es, er arbeite hart für seinen Abschluss.

Indirekte Rede:
Er sagte, dass er hart für seinen Abschluss arbeitet.

Konjunktiv I

Den Konjunktiv I findest du häufig in der indirekten Rede. Er drückt aus, dass du die Aussage einer anderen Person wiedergibst. Wie er gebildet wird, erklären wir dir jetzt.

Konjunktiv I – Bildung

Den Konjunktiv I bildest du, indem du an den Verbstamm folgende Endungen anhängst:

 Konjunktiv I (Präsens)
 machengehensein
ichmachegehesei
dumachestgehestsei(e)st
er/sie/esmachegehesei
wirmachengehenseien
ihrmachetgehetseiet
siemachengehenseien

Für sein ist es üblich, den Konjunktiv I in allen Formen zu benutzen. Bei vielen Verben benutzt du aber häufig nur die 3. Person Singular (er, sie, es). Dafür entfernst du das -n vom Infinitiv (Grundform) des Verbs.

  • Er sagt, er mache heute Hausaufgaben.
  • Sie meint, sie gehe heute einkaufen.

Den Konjunktiv I kannst du in verschiedenen Zeitformen benutzen: Präsens , Perfekt , Futur I und Futur II .

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Konjunktiv I – Verwendung

Den Konjunktiv I benutzt du für die indirekte Rede. Das ist die sinngemäße Wiedergabe einer fremden Aussage. Das heißt, du wiederholst die Aussage einer anderen Person nicht Wort für Wort.

  • Felix: „Ich gehe heute nicht zur Schule.“ → Felix sagt, er komme heute nicht in die Schule.

Außerdem brauchst du ihn für manche feste Redewendungen.

  • Hoch lebe die Abschlussklasse.

Wenn sich der Konjunktiv I und der Indikativ Präsens (Form des Verbs im Präsens) kaum oder gar nicht unterscheiden, verwendest du den Konjunktiv II. Für kommen ist das in der 1. Person Singular zum Beispiel: käme. Das ist oft für die 1. Person, die 2. Person und die dritte Person Plural der Fall. Jetzt weißt du auch, warum du oft nur die 3. Person Singular im Konjunktiv I benutzt.

  • Sie sagen, sie kämen bereits an. (statt: kommen)

Konjunktiv II

Der Konjunktiv II

Der Konjunktiv II drückt aus, dass eine Aussage unwahrscheinlich ist, eine (fremde) Behauptung nicht der Wahrheit entspricht oder an hypothetische (eher unrealistische) Bedingungen geknüpft ist. Darüber hinaus kann der Konjunktiv II genutzt werden, um höfliche Aufforderungen zu formulieren oder den Konjunktiv I ersetzen, wenn dieser mit dem Indikativ verwechselt werden könnte.

Beispiel:

Unwahrscheinliche Aussage:
Dort heißt es, seine Arbeit gehöre zu den besten.

Zweifel an einer fremden Aussage:
Die Studie behauptet, die Ergebnisse wären nicht wissenschaftlich korrekt.

Hypothetische Bedingungen:
Wenn das so wäre, ergäben sich neue Perspektiven.

Höfliche Aufforderung:
Könntest du mir bitte dabei helfen?

Der Konjunktiv II kann im Präsens (Gegenwart) und im Präteritum (Vergangenheit) stehen. Wie du beide Formen bildest, erfährst du im Folgenden:

Konjunktiv II – Bildung

Für das Präsens des Konjunktiv II nimmst du den Verbstamm vom Indikativ Präteritum und fügst die Endungen hinzu. Bei unregelmäßigen Verben mit einem a, o oder u, werden diese zu einem Umlaut (ä, ö oder ü). So bildest du es:

 Konjunktiv II (Präsens)
 machengehensein
ichmachtegingewäre
dumachtestgingestwär(e)st
er/sie/esmachtegingewäre
wirmachtengingenwären
ihrmachtetgingetwär(e)t
siemachtengingenwären

Für die Vergangenheit bildest du den Konjunktiv II von sein oder haben und verwendest ihn mit dem Partizip II :

  • Sie sagte, sie hätte es bereits getan.
  • Ich meinte, ich wäre mit dem Bus gefahren.
 Konjunktiv II (Präteritum)
 machengehensein
ichhätte gemachtwäre gegangenwäre gewesen
duhättest gemachtwär(e)st gegangenwär(e)st gewesen
er/sie/eshätte gemachtwäre gegangenwäre gewesen
wirhätten gemachtwären gegangenwären gewesen
ihrhättet gemachtwär(e)t gegangenwär(e)t gewesen
siehätten gemachtwären gegangenwären gewesen

Konjunktiv II – Verwendung

Den Konjunktiv II brauchst du bei irrealen Wünschen oder Aussagen, die nicht umsetzbar sind. Oder aber sie können nur unter bestimmten Bedingungen wahr werden. Einen solchen Satz nennst du Konditionalsatz .

  • Ich wünschte, du wärst jetzt hier.
  • Wenn ich fliegen könntewäre ich ein Vogel.

Zusätzlich benutzt du den Konjunktiv II für die indirekte Rede, wenn der Konjunktiv I an dieser Stelle nicht möglich ist.

  • Er meint, er fände den Rucksack nicht mehr.

Wenn du höflich nach etwas fragen möchtest oder jemanden um etwas bitten willst, kannst du den Konjunktiv II ebenfalls verwenden.

  • Wärst du so nett, mir heute bei meinen Hausaufgaben zu helfen?

Manchmal kannst du ihn auch benutzen, um Vermutungen, Erstaunen, Empfehlungen oder Zweifel auszudrücken.

  • Er sollte bereits auf dem Weg zur Schule sein.
  • Sie hätte nie gedacht, dass sie das Spiel gewinnen wird.

Würde statt Konjunktiv II

Im Alltag verwendest du oft würde + Infinitiv statt dem Konjunktiv II. Außerdem nimmst du diese Kombination, wenn sich Verben im Konjunktiv nicht vom Indikativ Präteritum unterscheiden. Die verschiedenen Formen von würde kriegst du, indem du wieder die Endungen an den Stamm würd- anhängst.

  • Ich würde helfen, aber ich habe keine Zeit.
  • Er meinte, er würde an dem Tag arbeiten. (statt: arbeitete)

Konjunktiv I und II Unterschied – Zusammenfassung

 BildungVerwendungZeitformenBeispiele
Konjunktiv IVerbstamm + Endungen (-e, –est, –e, –en, –et, –en)indirekte Redefeste RedewendungenPräsensPerfektFutur IFutur IIEr sagt, er wolle in den Urlaub.
Konjunktiv IIVerbstamm Präteritum + Endungen (-e, –est, –e, –en, –et, –en)indirekte Redeirreale Wünschehöfliche BittenPräsensPräteritumEr sagte, er wollte in den Urlaub. / Er sagte, er würde in den Urlaub wollen.

Du möchtest sichergehen, dass du die beiden Formen auch wirklich verstanden hast? Dann findest du hier unsere Übungen zum Konjunktiv I und hier unsere Übungen zum Konjunktiv II.

Partizip I und II

Jetzt weißt du, wann und wie du Konjunktiv I und II benutzt. Für die Bildung brauchst du häufig das Partizip. Wie du das richtig verwendest, erfährst du hier !

Zum Video: Partizip I&II
Zum Video: Partizip I und II