In diesem Artikel findet ihr eine detaillierte Zusammenfassung aller Auftritte von Lessings Nathan der Weise. Wenn ihr etwas inhaltlich nicht verstanden habt, könnt ihr hier nachlesen.

1. Aufzug

1. Auftritt:
Der reiche Jude und Schuldeneintreiber Nathan kehrt von einer Geschäftsreise nach Babylon nach Jerusalem zurück und erfährt dort von Daja, seiner christlichen Haushälterin und der Gesellschafterin seiner Tochter Recha, dass sein Haus während seiner Abwesenheit brannte und Recha fast in den Flammen umgekommen wäre. Gerettet wurde sie von einem Tempelherrn, der wenige Tage vorher von Sultan Saladin überraschend begnadigt wurde und den Recha nun für einen Engel hält.

Der Tempelherr wollte keinen Dank für seine Tat und verschwand direkt in der Menge. Daja berichtet, dass sie ihn in den folgenden Tagen mehrfach am Grab Jesu Christi gesehen und aufgesucht hat, um ihm doch noch zu danken, er sie aber jedes Mal davongejagt hat. Mittlerweile ist der Tempelherr allerdings spurlos verschwunden, aber Nathan will ihn unbedingt finden, um ihm zu danken und Recha zu zeigen, dass er kein Engel sondern ein Mensch ist.
Im ersten Auftritt deutet sich außerdem ein Geheimnis an, das scheinbar Recha betrifft und von dem nur Nathan und Daja wissen. Daja spricht von der Last ihres Gewissens, lässt sich aber mit teuren Geschenken von Nathan kaufen.

2. Auftritt:
Recha kommt dazu und macht ihrem Vater Vorwürfe, weil er nicht sofort zu ihr geeilt ist, als er zurück war. Sie steht noch ganz unter den Eindrücken des Feuers und erzählt Nathan dann von ihrem Engel, den Gott ihr geschickt hat und den sie sehen durfte. Nathan versucht sie davon zu überzeugen, dass es kein Engel sondern ein Mensch war, aber ihre Rettung trotzdem ein Wunder ist, zumal der Tempelherr selbst durch ein Wunder gerettet wurde. Der Sultan hat nämlich das erste Mal einen gefangenen Tempelherrn begnadigt. Der Grund dafür war, dass er ihn an seinen verstorbenen Bruder erinnert hat.


Daja springt Recha bei, die noch immer der Meinung ist, dass der Tempelherr ein Engel sei. Nathan macht deutlich, dass es reiner Stolz ist, wenn man lieber von einem Engel als von einem Menschen gerettet wird. Er sieht das sogar als Gotteslästerung, wenn man selbst so besonders sein will, dass Gott persönlich einen Engel schickt. Daja und Recha verteidigen sich damit, dass der Tempelherr so in sich geruht habe, wie es nur Engel können und er dann verschwunden sei. Nathan lässt aber auch das nicht gelten, denn nur weil er nicht mehr unter den Palmen am Heiligen Grab spazieren ginge, hieße das nicht, dass er ein Engel ist. Er könnte genauso gut erkrankt sein, schließlich sei er als Franke das Klima nicht gewohnt und könnte sogar gerade im Sterben liegen.

Diese Vorstellung erschreckt Recha so sehr, dass sie fast zusammenbricht. Nathan lenkt nun ein und sagt ihr, dass der Tempelherr nicht krank ist und er ihr dies nur gesagt hat, um ihr den Engelglauben auszutreiben. Denn von einem Engel zu schwärmen ist leichter als selbst die Initiative zu ergreifen und gute Taten zu vollbringen. Recha fleht ihn darauf an, sie nicht mehr allein zu lassen.
Nathan entdeckt nun einen Muslim, der auf sein Haus zukommt. Daja erkennt in diesem sofort den Derwisch Al-Hafi, mit dem Nathan öfter Schach spielt und den der Sultan zum Schatzmeister ernannt hat. Nathan schickt die Frauen ins Haus und ist gespannt, was sein Freund ihm erzählen wird.

Nathan der Weise: Zusammenfassung / Inhaltsangabe 3. und 4. Aufzug


3. Auftritt:
Der Derwisch Al-Hafi trägt nun statt seiner Bettelmönchtracht ein prächtiges Gewand, das ihn als Schatzmeister ausweist. Er befürchtet, dass Nathan nun nicht mehr sein Freund sein möchte, aber Nathan kann diese Bedenken zerstreuen. Al-Hafi erzählt ihm dann, dass er zum Schatzmeister des kleinen Schatzes wurde, weil er sich vom Sultan einwickeln ließ. Dieser hat ihm damit geschmeichelt, dass sie beide gleich denken und fühlen würden und der Derwisch gut zu den Bettlern sein wird, weil er selbst einer ist und damit weiß, wie sich diese fühlen.

Mittlerweile bereut er, sich darauf eingelassen zu haben, da in den Kassen des Sultans immer Ebbe ist, weil die Fürsten des Reiches das Geld für sich beanspruchen. Er hat Schwierigkeiten neue Geldgeber zu finden und will deshalb seinen Freund Nathan um welches bitten. Aber dieser ist nicht bereit, dem Sultan Geld zu leihen, würde aber seinem Freund stets zur Seite stehen.


Der Derwisch sagt daraufhin, dass er bald kein Schatzmeister mehr sein wird und stattdessen seinen Traum leben wird. Dieser besteht darin, am Ganges (Fluss in Indien und Bangladesch) mit Lehrern seines Glaubens spazieren zu gehen und Schach zu spielen. Er befürchtet nämlich in seiner Position als Schatzmeister das Menschliche zu verlernen, da er es nicht so sein darf, wie es ihm entspricht. Er eilt davon, ohne dass Nathan ihn nach dem Tempelherrn fragen kann.

4. Auftritt:
Daja kommt aufgeregt zu Nathan und berichtet ihm, dass Recha den Tempelherrn aus dem Fenster entdeckt hat, wie er wieder unter den Palmen spazieren geht. Nathan möchte ihm nicht in seiner Reisekleidung gegenübertreten und will deshalb Daja schicken, damit sie ihn in seinem Namen einlädt. Daja weiß aber, dass er sich darauf nicht einlassen wird, weil er nicht das Haus eines Juden betritt.

Nathan bittet sie daraufhin, den Tempelherrn zu beobachten, denn er will sich noch schnell umziehen und ihr dann folgen.

Anzeigen:

Nathan der Weise: Zusammenfassung / Inhaltsangabe 5. und 6. Aufzug

5. Auftritt:
Der Tempelherr geht unter den Palmen spazieren und bemerkt einen Klosterbruder, der ihm bereits eine Weile folgt. Als er ihn anspricht, erfährt er, dass dieser ihm vom Patriarch nachgeschickt wurde, weil dieser mehr über den Tempelherrn erfahren möchte. Der Tempelherr reagiert darauf ablehnend und meint, es sei mehr als genug, wenn dieser weiß, dass er gefangen genommen und begnadigt wurde. Weshalb er als einziger vom Tod verschont wurde, weiß der Tempelherr allerdings nicht.

Der Patriarch schließt daraus aber, dass er von Gott für große Taten auserwählt wurde. Eine solche wäre es, König Philipp einen Brief zu übermitteln, in dem die genaue Stärke Saladins aufgeführt ist, damit der König überlegen kann, ob er den gebrochen Waffenstillstand wiederherstellt oder nicht. Der Tempelherr soll außerdem, da er sich überall frei bewegen kann, die neue zweite Mauer Jerusalems inspizieren, um deren Schwachstellen herauszufinden. Der Tempelherr möchte aber kein Spion sein und lehnt ab.


Der Klosterbruder dachte sich das bereits, legt aber noch weitere Pläne des Patriarchen offen. Er erzählt, dass dieser eine Burg im Libanon kennt, von der aus der Vater Saladins das Heer besolden lässt. Außerdem weiß er, dass Saladin manchmal im Geheimen und kaum bewacht dorthin reist und es daher leicht wäre, ihn unterwegs zu töten. Auch daran soll der Tempelherr sich beteiligen. Er reagiert darauf entsetzt, da er nicht den Mann töten will, dem er sein Leben verdankt. Der Patriarch sieht darin allerdings kein Unrecht, da Saladin ein Feind der Christenheit ist und daher kein Freund des Tempelherrn sein kann.

Außerdem würde Gott diese Tat befürworten. Der Klosterbruder verrät dann im weiteren Gespräch, dass der Patriarch weiß, weshalb er von Saladin begnadigt wurde. Es läge daran, dass er dessen Bruder ähnlich sehe. Der Tempelherr ist nun noch stärker gegen den Patriarchen aufgebracht. Er ist noch weniger bereit, diesem einen Gefallen zu tun und gegen sein Gewissen zu handeln. Den Klosterbruder freut dies und er betont, dass er nur Befehlen gehorcht habe, als er mit dem Tempelherrn sprach. Dann geht er fort.

6. Auftritt:
Daja hat das Gespräch von weitem beobachtet und merkt, dass der Tempelherr nun schlechte Laune hat. Trotzdem nähert sie sich ihm und spricht ihn an. Er hat keine Lust, sich mit ihr zu unterhalten und ist daher sehr einsilbig. Daja erfährt aber, dass er verreist war und am Vortag zurückgekommen ist.

Sie lädt ihn in Nathans Haus ein und wirbt für ihren Brotherrn, indem sie erzählt, dass er von den Juden als ein Weiser verehrt wird, obwohl er so reich ist. Sie beschreibt wie gut Nathan ist und dass auch sie als Christin nur deshalb bei ihm bleibt und die Jüdin Recha erzieht. Außerdem erzählt sie, dass sie damals mit ihrem aus der Schweiz stammenden Mann, der unter Kaiser Friedrich diente, ins Heilige Land gekommen sei.

Ihr Mann ist allerdings zusammen mit dem Kaiser in einem Fluss ertrunken. Der Tempelherr unterbricht sie genervt, weil er diese Geschichte schon kennt und nicht mehr von ihr belästigt werden will. Er wirft ihr sogar an den Kopf, dass er wahrscheinlich das nächste Mal niemanden mehr aus dem Feuer retten würde, da er so genervt davon ist, ständig daran erinnert zu werden. Er will von ihr in Ruhe gelassen werden und auch von Nathan und Recha. Sie will ihn aber nicht gehen lassen, weshalb der Tempelherr noch deutlicher wird. Daja lässt ihn gehen, folgt ihm aber von weitem.

Nathan der Weise: Aufgaben und Übungen

Hier gibt es jede Menge Aufgaben und Übungen rund um Gotthold Ephraim Lessings Stück Nathan der Weise, die sich auf alle Artikel zum Nathan beziehen können. Zu jeder Frage gibt es vier Antwortmöglichkeiten, es ist aber immer nur eine Antwort richtig. Es wird sofort aufgelöst, welche Antwort es ist und es gibt zu jeder Frage eine kurze Erklärung.

Noch ein paar Hinweise:

  • Lies dir jede Frage ganz genau durch! Es kommt manchmal auf ein kleines Wörtchen wie nicht an.
  • Gib die Antworten nach bestem Wissen ohne nachzulesen! Du willst schließlich überprüfen, was du schon weißt und nicht was die Seite weiß, von der du abschreibst.
  • Klicke eine der Antwortmöglichkeiten an und dann auf weiter, um zur Lösung zu gelangen.
  • Wenn dir eine Frage nicht gefällt, dann kannst du auch auf überspringen klicken.
  • So, jetzt geht’s aber mit dem Test los. Wir wünschen dir viel Erfolg.

Aufgaben / Übungen Nathan der Weise

Aufgabe 1: Wie heißt Nathans Tochter?

  •  Sittah
  •  Recha
  •  Daja
  •  Leah

Nathan der Weise: Inhalt der Aufzüge (= Akte)

In diesem Artikel findet ihr eine Zusammenfassung der Aufzüge von Lessings Nathan der Weise. Dadurch könnt ihr euch einen guten Überblick über die Handlung verschaffen.

1. Aufzug:
Als der reiche Jude Nathan von einer Geschäftsreise nach Jerusalem zurückkehrt, erfährt er von der christlichen Gesellschafterin seiner Tochter Recha, dass diese beinahe bei einem Brand in seinem Haus ums Leben gekommen ist. Sie wurde allerdings von einem jungen Tempelherrn aus den Flammen gerettet, der selbst kurz zuvor von Sultan Saladin begnadigt wurde, weil er ihn an dessen verstorbenen Bruder erinnert hat. Recha hält ihren Retter für einen Engel, kann aber von ihrem vernünftigen Vater davon überzeugt werden, dass er ein Mensch ist.


Nathan erhält dann Besuch von seinem Freund, dem Derwisch (= Bettelmönch) Al-Hafi, der sich vom Sultan dazu überreden ließ, dessen Schatzmeister zu werden. Dies ist allerdings eine undankbare Stellung, da nie Geld da ist und Al-Hafi nun welches leihen soll. Nathan will aber dem Sultan kein Geld leihen und auch sein Freund will nicht mehr länger betteln gehen, sondern stattdessen wieder als Bettelmönch leben und sich an den Ganges zu den Lehrern seines Glaubens zurückziehen.


Recha entdeckt den Tempelherrn, der unter den Palmen vor ihrem Haus spazieren geht. Da Nathan ihm unbedingt noch selbst danken will, schickt er Daja, damit sie ihn beobachtet, bis er kommt. Das tut sie auch und sie sieht, wie dieser sich mit einem Klosterbruder unterhält. Der soll den Tempelherrn als Spion für den skrupellosen Patriarchen anwerben, was der Tempelherr aber ablehnt, da er seinen Retter Saladin nicht hintergehen will.


Als der Klosterbruder weg ist, spricht Daja ihn zum wiederholten Male an und lädt ihn in Nathans Haus ein. Sie wirbt außerdem für diesen und betont Nathans Güte. Als der Tempelherr aber wie immer ablehnend reagiert, beobachtet sie ihn lediglich von weitem.

Nathan der Weise: Inhalt der Aufzüge 2 und 3

2. Aufzug:
Saladin spielt mit seiner Schwester Sittah Schach, ist aber nicht recht bei der Sache und verliert, weil ihn der durch die Tempelherren gebrochene Waffenstillstand beschäftigt. Er hätte den Krieg gerne beendet, da ihm allmählich die finanziellen Mittel ausgehen, um die Soldaten zu bezahlen. Besiegelt hätte er den Frieden gerne mit einer Doppelhochzeit zwischen Sittah und Richard I. sowie seinem Bruder Melek und Richards Schwester. Dies ist nun aber nicht mehr möglich. Sittah ist darüber nicht traurig, da sie die Christen für hochmütig hält, denn Melek und sie hätten auch vor der Hochzeit zum Christentum konvertieren müssen.


Al-Hafi, der Sittah ihren Gewinn auszahlen soll, kommt dazu und macht den Sultan darauf aufmerksam, dass das Spiel für diesen noch gar nicht verloren ist. Saladin will aber keine Ratschläge und wirft das Spielbrett um. Al-Hafi erzählt daraufhin, dass die Kassen des Sultans bereits seit längerer Zeit leer sind und Sittah sämtliche Aufwendungen des Hofes bezahlt. Der großzügige und selbst sehr bescheidene Saladin weiß nicht, wie er Gelder einsparen soll und schickt Al-Hafi daher erneut zu den Reichen der Stadt, um Geld zu borgen. Als Sittah Nathans Namen einwirft, redet der Schatzmeister schlecht über seinen Freund, um diesen vor dem Zugriff des Sultans zu schützen und eilt davon. Sittah wundert sich darüber und will einen Plan schmieden, um an Nathans Geld zu kommen.


Währenddessen spricht Nathan den Tempelherrn an, der ihm sofort sympathisch ist und an etwas erinnert, das ihm gerade nicht einfällt. Geschickt gelingt es Nathan die Freundschaft des Tempelherrn zu erringen, da sie feststellen, dass sie es beide furchtbar finden, anderen mit Gewalt einen Glauben aufzudrücken und sie sich auch beide zuallererst als Mensch definieren und nicht als Anhänger ihres Glaubens. Nathan will dem Tempelherrn gerne Recha vorstellen, als Daja herbeieilt und ihm sagt, dass der Sultan nach ihm geschickt hat. Nathan verspricht, gleich aufzubrechen und nimmt sich vor, Saladin so zu dienen, wie dieser es von ihm verlangt, weil er den Retter seiner Tochter begnadigt hat. Er vereinbart mit dem Tempelherrn, dass sie sich bald wiedersehen und nachdem dieser gegangen ist, nähert sich Al-Hafi. Er warnt Nathan vor dem Sultan und vor dessen Unbelehrbarkeit. Außerdem verabschiedet er sich von seinem Freund, da er nun an den Ganges aufbricht, um wieder als Bettelmönch zu leben.

3. Aufzug:
Recha und Daja erwarten den Besuch des Tempelherrn. Daja macht immer wieder Andeutungen gegenüber Recha, die diese nicht versteht. Als Daja ihr das Geheimnis enthüllen will, wird sie von ihrem Schützling unterbrochen, denn Recha will sich keine schwülstigen Reden über Dajas Glauben anhören. Unterbrochen werden die beiden durch die Ankunft des Tempelherrn. Recha verhält sich diesem gegenüber anfangs sehr spöttisch und abweisend, während ihr Retter beeindruckt von ihr ist und sich sofort in sie verliebt. Schließlich verabschiedet er sich mit der Ausrede, dass er mit Nathan am Kloster verabredet sei. Recha stellt dann fest, dass sie scheinbar doch nicht so verliebt in den Mann ist, wie sie dachte und Daja hofft, dass ihre Gefühle zurückkommen. Sie spekuliert nämlich auf eine Hochzeit der beiden und hofft, dass sie das junge Paar dann nach Europa begleiten kann.


In der Zwischenzeit bereitet sich Saladin darauf vor, Nathan eine Falle zu stellen und verbietet seiner Schwester Sittah während des Gesprächs zu lauschen. Als Nathan da ist, umschmeichelt er ihn erst, kommt dann aber schnell zur Sache, als dieser bescheiden bleibt. Er will von Nathan wissen, welche Religion für ihn die wahre ist und gibt ihm noch eine kurze Bedenkzeit vor seiner Antwort. Nathan wundert sich, dass der Sultan kein Geld will und wittert die Falle. Deshalb beschließt er Saladin eine Geschichte zu erzählen, da er dem Sultan keine eindeutige Antwort geben kann. Sagt er nämlich, das Judentum sei die wahre Religion, beleidigt er seinen Herrscher, sagt er aber, der Islam sei es, dann müsste er eigentlich konvertieren.


Als Saladin zu ihm zurückkehrt, erzählt er diesem die Ringparabel, in der ein Zauberring, der die Kraft hat, vor Gott und den Menschen angenehm zu machen, immer vom Vater an den liebsten Sohn vererbt wird. Einmal hat aber ein Vater seine drei Söhne gleich lieb und lässt daher zwei Duplikate des Rings anfertigen. Er schenkt jedem seiner Söhne kurz vor seinem Tod einen Ring, ohne selbst zu wissen, welcher der echte ist. Die Söhne streiten sich, können aber den richtigen Ring nicht herausfinden. Deshalb ziehen sie vor Gericht, aber auch dort findet sich keine Lösung. Der Richter gibt den Söhnen daher den Rat, dass jeder von der Echtheit seines Ringes überzeugt sein soll und danach streben soll, die Kraft des Ringes zum Vorschein zu bringen. Im Laufe der Zeit wird sich dann zeigen, welcher der wahre Ring ist.


Saladin versteht, dass mit den drei Ringen die drei Religionen gemeint sind und bietet Nathan seine Freundschaft an. Nathan nimmt sie gerne an und will Saladin von sich aus Geld leihen, was den Sultan anfangs beschämt, da er genau das eigentlich wollte. Sein neuer Freund kann ihn allerdings beruhigen und will ihm schicken, was übrig ist, wenn er den Tempelherrn für die Rettung seiner Tochter bezahlt hat. Der Sultan bittet Nathan darauf, den Tempelherrn mit in den Palast zu bringen, um ihn Sittah zu zeigen, die den verstorbenen Bruder nicht kannte, dem er ähnlich sieht. Nathan verspricht es und eilt gleich los diesen zu holen. Er trifft ihn am Kloster, wo er sich gerade eingesteht, dass er sich in Recha verliebt hat. Er bedrängt Nathan, ihm seine Tochter zur Frau zu geben. Nathan reagiert aber zögerlich und will erst mehr über die Familie des Tempelherrn erfahren. Dann lässt er den aufgewühlten Tempelherrn zurück, um zu Hause das Geld für den Sultan anzuweisen.


Während der Ritter auf Nathans Rückkehr wartet, schleicht sich Daja an den Tempelherrn heran und offenbart ihm, nachdem sie sich vergewissert hat, dass dieser Recha liebt, ein Geheimnis. Recha ist nämlich eigentlich eine getaufte Christin und Nathan hat sie bloß als seine Tochter angenommen. Daja ist sich sicher, dass der Tempelherr Nathan so zur Zustimmung zur Hochzeit zwingen kann, weil sie hofft, dass sie dann das Brautpaar nach Europa begleiten kann.

Nathan der Weise: Inhalt der Aufzüge 4 und 5

4. Aufzug:
Der Tempelherr geht zum Patriarchen und erbittet sich einen Rat in Bezug auf Nathan und Recha. Der antisemitische Kirchenfürst will, dass der Jude verbrannt wird und meint sogar, dass Gott es nicht nötig hat, ein Kind mit Hilfe eines Juden zu retten. Den Tempelherrn bestürzt diese unchristliche Einstellung und er will schnell gehen. Obwohl er keine Namen genannt hat und betont hat, dass es sich nur um einen theoretischen Fall handelt, ahnt der Patriarch aber, dass es sich um reelle Leute handelt und er setzt deshalb den Klosterbruder darauf an, herauszufinden, wer es ist. Außerdem will er die Unterstützung des Sultans, der versprochen hat, die Kirche zu schützen.


Nathan hat in der Zwischenzeit viel Geld zum Sultan liefern lassen. Mit der einen Hälfte bezahlt der seine Schwester und die andere Hälfte soll Al-Hafi verwahren. Sittah hat ein Bild ihres verstorbenen Bruders Assad herausgesucht, um es mit dem Tempelherrn zu vergleichen. Dieser kommt nun auch und ist immer noch aufgewühlt. Er stellt sein Leben in den Dienst Saladins, worin dieser eine weitere Ähnlichkeit zu Assad sieht. Außerdem sagt der Tempelherr zu, bei ihm zu bleiben und beide freuen sich einen neuen Freund gefunden zu haben. Als die Rede auf Nathan kommt, reagiert der Tempelherr hitzig und will sein Interesse an Recha auch mit Gewalt durchsetzen. Der Sultan kann ihn aber bremsen und ihm wieder bewusst machen, dass Nathan kein schlechter Mensch ist und auch die Rache der Kirche nicht verdient hat. Saladin spricht ihm außerdem Mut zu, dass er Recha heiraten kann, wenn es ihm ernst mit ihr ist. Dann schickt er den Tempelherrn los, um Nathan zu holen. Sittah will währenddessen nach Recha schicken lassen, um sie kennenzulernen.


Daja drängt Nathan in der Zwischenzeit, Recha mit dem Tempelherrn zu verheiraten, was Nathan eigentlich gerne tun würde. Er muss vorher aber noch ein paar Dinge herausfinden und bittet Daja um Geduld. Da kommt der Klosterbruder zu ihm, um ihn zu warnen, dass ihn jemand beim Patriarchen angezeigt hat, da es der Klosterbruder war, der Nathan damals die wenige Wochen alte Recha brachte. Sie ist die Tochter von Nathans Freund Wolf von Filnek, der nach dem Tod der Mutter des Kindes in den Krieg ziehen musste und dann auf dem Schlachtfeld starb. Nathan selbst hatte drei Tage zuvor seine Frau und seine sieben Söhne verloren, weil diese von Christen getötet wurden. Voller Dankbarkeit nahm er das Kind als Geschenk Gottes an. Nun will er Recha ihre leibliche Familie nicht vorenthalten und der Klosterbruder verspricht ihm, ein Buch zu holen, in dem auf Arabisch sämtliche Verwandte aufgelistet sind.


Nach diesem Gespräch erfährt Nathan von Daja, dass Sittah nach seiner Tochter schicken lässt und er befürchtet eine Falle des Patriarchen und dass Daja ihn dort angeschwärzt hat. Daja hat dagegen Angst, dass der Sultan Recha für sich beanspruchen will und beschließt ihr unterwegs zum Palast ihre wahre Herkunft zu enthüllen.

5. Aufzug:
Die erwarteten Gelder aus Ägypten sind endlich bei Saladin eingetroffen, sodass er Nathan dessen Geld zurückzahlen kann. Der Tempelherr ist unterdessen zu Nathans Haus gegangen und ist nicht mehr böse auf ihn. Er gibt ihm gegenüber zu, dass er beim Patriarchen war, betont aber, dass er keine Namen genannt hat und entschuldigt sich für sein hitziges Verhalten. Außerdem will er Recha sofort heiraten, damit die Familie der Rache des Patriarchen entgeht. Nathan macht ihm aber klar, dass er mittlerweile weiß, dass Recha einen Bruder hat und der Tempelherr bei diesem um ihre Hand anhalten muss. Er nimmt den Tempelherrn mit zum Sultan, da dort sowohl Recha als auch ihr Bruder zu finden sind.


Recha ist völlig aufgelöst bei Sittah und erzählt ihr, dass Daja ihr offenbart hat, dass sie eine getaufte Christin sei. Sie befürchtet Nathan als ihren Vater zu verlieren. Sowohl die Prinzessin als auch der inzwischen dazugekommene Saladin versprechen ihr aber, dass das nicht geschehen wird. Saladin weist darauf hin, dass es sicher noch einen Mann in Rechas Herzen gäbe und dass er jemanden für sie herbestellt habe. Daraufhin kommen Nathan und der Tempelherr dazu. Saladin will eine sofortige Verlobung zwischen Recha und dem Tempelherrn anbahnen, aber Nathan sagt, dass Rechas Bruder da noch mitzureden habe.

Er offenbart, dass der Tempelherr eigentlich Leu von Filnek heißt und Rechas Bruder ist, deren richtiger Name Blanda von Filnek lautet. Alle freuen und umarmen sich und Nathan will auch der Vater des Tempelherrn sein. Saladin spricht noch einmal mit Nathan über den Vater der beiden und es stellt sich heraus, dass dieser Saladins Bruder Assad war. Damit sind Recha und der Tempelherr sein und Sittahs Neffe und Nichte. Alle freuen sich und umarmen sich stumm, während der Vorhang fällt.

Nathan der Weise: Aufbau

Dieser Artikel befasst sich mit dem Aufbau von Lessings Stück Nathan der Weise. Es folgt dem klassischen aristotelischen Dramenaufbau: Der erste Aufzug ist die Exposition, der zweite die steigende Handlung mit erregendem Moment, im dritten findet sich der Höhe- und Wendepunkt, im vierten fällt die Handlung, wobei es aber noch zum retardierenden Moment kommt und der fünfte Aufzug beinhaltet die Lösung des Konflikts.

Exposition

Im ersten Aufzug, der Exposition, wird der Leser in die Zeit und den Ort der Handlung eingeführt. Die Personen werden vorgestellt und die Handlung beginnt. Außerdem deuten sich hier bereits Konflikte und mögliche Handlungsstränge an.


Bei Nathan der Weise spielt die Handlung in Jerusalem zur Zeit des dritten Kreuzzuges. Jerusalem ist für alle drei monotheistischen Weltreligionen eine heilige Stätte und stark umkämpft. Die Macht hat Sultan Saladin inne und es herrscht gerade ein Waffenstillstand zwischen den Kreuzfahrern und dem Sultan.


Direkt zu Beginn wird Nathan als reicher Jude und vernünftig denkender Mensch eingeführt. Nathans Weisheit zeigt sich, als er Recha und ihre christliche Erzieherin Daja überzeugt, dass der Tempelherr, der Recha aus den Flammen gerettet hat, kein Engel sondern ein Mensch ist. Nach Nathans Familie tritt Nathans Freund, der Derwisch Al-Hafi, auf, der nun der Schatzmeister des Sultans ist und mit dieser Stellung nicht glücklich ist. Er hat sich von Saladin einwickeln lassen und muss nun Geld für ihn borgen, was ihm sehr unangenehm ist. Über Saladin erfährt man, dass er einerseits den Bettlern gegenüber sehr großzügig ist, aber er andererseits seine Untertanen auspresst, um seine Ausgaben tätigen zu können.

Nach dieser Einführung der Juden und Muslime werden nun die Christen vorgestellt. Der Klosterbruder wird einerseits als pflichtbewusster Diener des Patriarchen vorgestellt, aber andererseits macht er von Anfang an deutlich, dass er sich klar von diesem distanziert. Er legt dem Tempelherrn dessen Bitte und Ansichten offen dar und macht auch keinen Hehl daraus, wie erleichtert er ist, als der Tempelherr sich nicht auf den Verrat Saladins einlassen will. Damit wird der Tempelherr als Mann von Ehre eingeführt, da er dem, der ihn begnadigt hat, nicht seiner Kirche ausliefern will. Außerdem ist er durch die Rettung Rechas ein Held. Dies bestätigt auch, dass er keinen Dank und keine Belohnung dafür will. Allerdings ist er auch antisemitisch eingestellt, da er die Juden verachtet.


Auch einige Konflikte deuten sich im ersten Aufzug bereits an. So erfährt der Leser, dass es ein Geheimnis gibt, das Recha betrifft, und von dem nur Nathan und Daja wissen. Es stellt sich also die Frage, was es ist. Außerdem wird der Sultan vermutlich Geld von Nathan haben wollen, da dieser sehr reich ist und es deutet sich an, dass Nathan und der Tempelherr in Streit geraten könnten, da der Tempelherr nichts mit den Juden zu tun haben möchte, Nathan ihm aber umgekehrt unbedingt für die Rettung seiner Tochter danken will. Ein weiterer Handlungsstrang könnte sein, dass Recha sich in den Tempelherrn verliebt, weil sie so besessen von ihrem engelsgleichen Retter ist. Außerdem stellt sich die Frage, wie der Patriarch auf die Ablehnung des Tempelherrn reagiert, da er sehr verbissen und engstirnig ist.


Steigende Handlung

Im zweiten Aufzug steigt dann die Handlung, indem die Handlungsfäden verknüpft werden, Es kommt zu Intrigen und Interessenskonflikten, die die Handlung beschleunigen und die Spannung auf den Fortgang und das Ende des Geschehens steigern.


Die Geldnot Saladins verschärft sich, da die Tempelherren den Waffenstillstand gebrochen haben und er allmählich nicht mehr weiß, wie er seine Soldaten bezahlen soll. Er erwartet zwar Gelder aus Ägypten, weiß aber nicht, wann diese endlich eintreffen. Seine Schwester Sittah verweist auf den reichen Juden Nathan, den sie durch eine List dazu bringen will, ihrem Bruder Geld zu leihen. Al-Hafi will das verhindern und warnt seinen Freund vor dem Sultan. Außerdem legt er, ohne Saladin zu informieren, sein Amt als Schatzmeister nieder und geht fort. Er kann den Dienst für Saladin nicht länger mit seinem Gewissen vereinbaren.


Nathan gelingt es, den Tempelherrn anzusprechen und seine Freundschaft zu erringen. Dieser legt nun seine antisemitische Haltung ab, da er mit Nathan darin übereinstimmt, dass es schlimm ist, anderen den eigenen Glauben mit Gewalt aufdrücken zu wollen. Dann wird Nathan zum Sultan gerufen und ist nun bereit, ihm auch Geld zu geben, da er seinen Freund, den Tempelherrn, begnadigt hat und er jetzt in dessen Schuld steht. Denn nur dadurch war es möglich, dass er Recha aus den Flammen retten konnte.


Höhe- und Wendepunkt

Im dritten Aufzug befindet sich der Höhe- und Wendepunkt, der Einfluss auf das weitere Schicksal des Protagonisten hat. Es kommt zur entscheidenden Auseinandersetzung, an deren Ende entweder der Sieg oder die Niederlage des Helden steht.


Die Handlung spitzt sich immer weiter zu, da der Tempelherr nun Recha besucht und sich direkt in sie verliebt, wobei sich die Gefühle bei Recha aber in Wertschätzung ändern. Währenddessen ist Nathan beim Sultan, der ihm eine Falle stellt, indem er ihn nach der wahren Religion fragt. Dies ist die entscheidende Auseinandersetzung, die Nathans weiteres Schicksal beeinflusst. Da er den Sultan durchschaut, beschließt er auszuweichen und erzählt am Höhepunkt des Dramas die Ringparabel, deren Fazit es ist, dass es nicht entscheidbar ist, welche die wahre Religion ist. Das wird sich erst im Laufe der Geschichte zeigen. Das bringt für das Verhältnis von Saladin und Nathan die Wende, da der Sultan nun beschämt ist und Nathans Freund sein will.


In Bezug auf die Liebesgeschichte zwischen Recha und dem Tempelherrn wird ebenfalls ein neuer Höhepunkt erreicht, der darin besteht, dass Nathan den Heiratsantrag des Tempelherrn nicht direkt annimmt und diesen damit vor den Kopf stößt. Außerdem lüftet Daja gegenüber dem Tempelherrn das Geheimnis um Recha: Sie ist eigentlich eine getaufte Christin und Nathan nur ihr Ziehvater.


Fallende Handlung mit retardierendem Moment

Im vierten Aufzug fällt die Handlung ab, aber die Spannung wird noch einmal durch den retardierenden Moment gesteigert, in dem der sich abzeichnende Ausgang des Dramas in Frage gestellt wird.


Der Tempelherr geht aus gekränktem Stolz zum Patriarchen und schildert diesem Rechas Hintergrund. Als dieser nicht davon abzubringen ist, dass ein solcher Jude verbrannt werden soll, ist er schockiert und wendet sich von dem unchristlichen Herrscher ab. Damit hat er aber Nathan in dessen Blickfeld gerückt und der Patriarch will über den Klosterbruder herausfinden, um welchen Juden es sich handelt, da der Tempelherr keinen Namen genannt hat.

Der Klosterbruder weiß, um wen es sich handelt und warnt Nathan, dem er die kleine Recha im Auftrag seines damaligen Herrn gebracht hatte. Nun kommt die Frage nach Rechas Herkunftsfamilie stärker auf und es stellt sich heraus, dass der Klosterbruder ein Buch hat, in dem alle Familienmitglieder verzeichnet sind. Unterdessen lässt Sittah nach Recha schicken, worin Daja eine Falle des Sultans wittert und sie beschließt daher, ihrem Schützling seine wahre Herkunft zu offenbaren.


Lösung

Im fünften Aufzug findet sich die Lösung des Geschehens, die entweder in einer Katastrophe oder einen Triumph des Helden mündet. Hier endet es mit letzterem.
Der Tempelherr bereut mittlerweile beim Patriarchen gewesen zu sein und will Nathan vor dessen Rache schützen, indem er Recha sofort heiratet. Die Spannung wird aber noch einmal hinausgezögert, indem Nathan deutlich macht, dass erst sämtliche Familienbeziehungen geklärt werden müssen.

Als dann alle beim Sultan sind, stellt sich heraus, dass alle miteinander verwandt sind: Recha und der Tempelherr sind Geschwister, Saladin ist ihr Onkel und Nathan der Vater im Geiste. Dadurch zeigt sich exemplarisch die Verwandtschaft der Religionen und damit der Menschheit. Das Stück endet mit allseitigen Umarmungen, während der Vorhang fällt.

Nathan der Weise: Interpretation – Übersicht

Neben einer ausführlichen Interpretation des gesamten Stücks, findet ihr hier noch Links zu einer gesonderten Interpretation der Ringparabel und wir haben für euch nochmal die Familiengeschichte, die Lessings Stück zugrunde liegt, zusammengestellt.

Verfügbare Interpretationen:

  • Gesamtinterpretation: Dieser Artikel interpretiert das Stück ausführlich und geht auf jeden Auftritt ein. Ihr könnt hier alles zu bestimmten Auftritten lesen oder euch einen ganz genauen Überblick über Lessings Stück verschaffen. Weiter zur Nathan der Weise: Interpretation und Analyse aller Auftritte.
  • Ringparabel: Die Ringparabel ist der Höhepunkt von Lessings Nathan der Weise. Sie steht nicht nur in der Mitte des Stücks, sondern sie umfasst auch die Mitte aller Verse. Außerdem zeigt sie Nathans Weisheit als Erzieher der Menschen beispielhaft auf. In diesem Artikel wird diese zentrale Stelle des Nathan interpretiert. Weiter zur Interpretation Ringparabel.
  • Familiengeschichte: Dieser Artikel befasst sich mit der gesamten Familiengeschichte, die sich erst am Ende erschließt. Hier erfahrt ihr in möglichst chronologischer Reihenfolge, was passiert ist. Das erleichtert das Verständnis, da die Verwicklungen sehr kompliziert sind und man schnell mal etwas verwechselt. Weiter zur Interpretation Familiengeschichte.

Nathan der Weise: Charakterisierungen – Übersicht

Hier findet ihr Charakterisierungen zu Nathan, Recha, Daja, dem Tempelherrn, dem Patriarchen, dem Klosterbruder, Saladin und Sittah. Jeder Artikel geht ausführlich auf die entsprechende Person ein und veranschaulicht auch, in welcher Beziehung die Charaktere zueinander stehen. Unten auf dieser Seite gibt es noch eine Grafik zur Personenkonstellation, die einen schnellen Überblick darüber bietet, in welchem Verhältnis die Personen zueinander stehen.

Verfügbare Charakterisierungen:

  • Nathan: Nathan ist ein reicher jüdischer Kaufmann und ein fürsorglicher Vater für seine Adoptivtochter Recha. Er ist großzügig gegenüber anderen und ihn zeichnet seine vernünftige Denkweise aus. Er regt andere an, ebenfalls ihre Vernunft zu gebrauchen und dadurch zu neuen Erkenntnissen zu kommen. Weiter zur Charakterisierung Nathan.
  • Recha: Recha ist Nathans Adoptivtochter, wovon sie aber lange nichts weiß. Sie wurde von ihrem Vater dazu erzogen, ihren Verstand zu gebrauchen, ist aber oft auch empfänglich für die Schwärmereien ihrer christlichen Erzieherin Daja. Weiter zu Charakterisierung Recha.
  • Daja: Daja ist die christliche Erzieherin von Nathans Adoptivtochter Recha. Sie kam als Frau eines Kreuzfahrers ins Heilige Land und ist nach dessen Tod dort geblieben. Sie ist eine überzeugte Christin und versucht Recha in ihrem Sinne zu beeinflussen. Weiter zur Charakterisierung von Daja.
  • Tempelherr: Der Tempelherr ist ein junger Kreuzfahrer namens Curd von Stauffen, der in einer Schlacht von den Truppen des Sultans gefangen genommen und als einziger von diesem begnadigt wurde. Er rettete Recha aus einem Feuer und verliebt sich später in sie. Er ist impulsiv und schwankt zwischen Vorurteilen und Einsicht hin und her. Weiter zur Charakterisierung des Tempelherrn.
  • Patriarch: Der Patriarch von Jerusalem ist derzeit ohne nennenswerte politische Macht, da Saladin der Herrscher über die Stadt ist. Er ist machtbesessen und ihm sind die Gesetze der Kirche wichtiger als christliches Handeln. Er liebt pompöse Auftritte und hat ein autoritäres Auftreten. Weiter zur Charakterisierung des Patriarchen.
  • Klosterbruder: Der Klosterbruder kam als Reitknecht Wolf von Filneks nach Palästina und ist nach dessen Tod dort geblieben. Er lebt gerade als Laienbruder unter dem Schutz des Patriarchen und hofft bald wieder als Einsiedler leben zu dürfen. Bisher wartet er aber vergeblich darauf, da der Patriarch oft Aufträge für ihn hat und ihn daher nicht gehen lässt. Weiter zur Charakterisierung des Klosterbruders.
  • Saladin: Saladin ist der Sultan und hat gerade die Herrschaft über die Stadt Jerusalem inne. Er ist der Bruder von Sittah und der Onkel von Recha und dem Tempelherrn. Als Herrscher ist er widersprüchlich, da er einerseits sein Volk unterdrückt, aber andererseits auch sehr großzügig ist. Weiter zur Charakterisierung von Saladin.
  • Sittah: Sittah ist die Schwester Saladins und die Tante von Recha und dem Tempelherrn. Sie ist klug, gebildet und kümmert sich die Hofhaltung ihres Bruders. Zu ihm hat sie ein enges Verhältnis und fungiert oft als seine Beraterin. Weiter zur Charakterisierung von Sittah.
  • Al-Hafi: Der Derwisch Al-Hafi ist ein mohammedanischer Bettelmönch, den der Sultan zu seinem Schatzmeister bestimmt. Außerdem ist er der Freund und Schachpartner von Nathan. Er erkennt die Widersprüchlichkeit Saladins deutlich und kann damit auf Dauer nicht umgehen, weshalb er fortgeht. Weiter zu Charakterisierung Al-Hafi.

Die folgende Personenkonstellation veranschaulicht die Beziehung und die Verwandtschaftsverhältnisse der Charaktere zueinander. Dadurch bietet die Grafik einen schnellen Überblick über die komplizierten Verhältnisse, die sich erst im Laufe der Handlung entfalten.

Lessing Nathan Personenkonstellation

Nathan der Weise: Ringparabel – Interpretation

Die Ringparabel ist der Höhepunkt von Lessings Nathan der Weise. Sie steht nicht nur in der Mitte des Stücks, sondern sie umfasst auch die Mitte aller Verse. Außerdem zeigt sie Nathans Weisheit als Erzieher der Menschen beispielhaft auf. In diesem Artikel wird diese zentrale Stelle des Nathan interpretiert.


In der Ringparabel lebte vor langer Zeit ein Mann im Osten, der einen unschätzbar wertvollen Ring besaß, welcher die geheime Kraft besaß, vor Gott und den Menschen angenehm zu erscheinen, wenn man an diese Kraft glaubt. Der Mann vererbte diesen Ring an seinen Lieblingssohn und verfügte darüber hinaus, dass der Ring immer an den geliebtesten Sohn gehen soll.

Dieser Sohn wird dann der Fürst des Hauses. Irgendwann hatte aber einmal ein Vater seine drei Söhne alle gleichlieb und ließ deshalb zwei Duplikate des Rings anfertigen, welche so gut gelungen waren, dass er selbst auch nicht mehr wusste, welcher der echte Ring war. Dann gab er jedem seiner Söhne einen dieser Ringe und starb. Die Söhne aber stritten sich nun, wer den richtigen Ring bekommen hatte.

Da sie sich nicht einigen konnten, gingen sie zu einem Richter, der sie fragte, welchen Bruder zwei Brüder am meisten lieben, denn dieser müsste dann den Ring mit der Wunderkraft haben. Als sie aber schwiegen, vermutete der Richter, dass der echte Ring verloren ging und sie vom Vater betrogen wurden. Er gab ihnen aber noch eine Rat: Jeder soll an die Kraft seines Ringes glauben und vorurteilsfrei leben. Im Laufe der Zeit würde sich dann erweisen, welches der echte Ring war.


Betrachtet man sich den Anfang der Ringparabel, so wirft dieser bereits die Frage auf, wessen Osten eigentlich gemeint ist. Geht man von Nathan aus, der aus unserer Sicht bereits selbst im Osten steht, dann rückt er als Erzähler näher an uns heran, da er sich nun auch westlich der Geschichte befindet. Das bewirkt, dass die Geschichte zeitlos und ortlos wird. Außerdem stellt sich die Frage, aus wessen lieber Hand der Mann selbst den Ring erhalten hat. Es wird nämlich nicht vom Vater des Mannes gesprochen, so dass die Interpretation einer Religionsstiftung durch Gott naheliegt.


Der Stein des Rings ist ein Opal, welcher von der Antike bis in die Neuzeit ein Symbol für die göttlichen Gnade und Liebe war. Auch die Wunderkraft, „vor Gott und den Menschen angenehm zu machen“ (V. 1915-1916), findet sich bereits in der Bibel. Im Alten Testament wird dies über den jungen Samuel gesagt und im Neuen Testament spricht Lukas so über Jesus.

Durch diesen biblischen Bezug wird die religiöse Bedeutung der Wunderkraft des Rings betont. Nicht nur der Stein hat eine besondere Symbolik, sondern auch die Ringform. Sie symbolisiert das Höchste, da sie keinen Anfang und kein Ende hat. Dies unterstreicht den göttlichen Ursprung des Rings, da Gott selbst häufig als Ring bzw. Kreis beschrieben wird.


Ringweitergabe aus Liebe

Das Wissen um die Kraft und der Glaube daran sind die Vorbedingung der Wirkung des Rings. Erst dadurch hat der Träger teil an der Kraft des Rings, welche ein Überströmen der Liebe bewirkt, so dass der Ring liebesstiftend ist. Überhaupt prägt das Wort „lieb“ die Parabel, denn der Ring wurde aus lieber Hand empfangen und soll immer von liebstem zu liebstem Sohn weitergegeben werden. Dass nun aber ein liebster Sohn seine drei eigenen Söhne alle gleich lieb hat, verstößt gegen den Grundsatz der Parabel, nach dem es immer nur einen liebsten Sohn geben kann.

Die Lösung ist die Verdreifachung des Rings. Diese entspricht insofern der im Ring repräsentierten Kraft, indem dadurch allen drei Söhnen die geschuldete Liebe erwiesen wird, da der Vater alle seine Söhne gleich liebt. Jeder von ihnen erfährt durch seinen Ring diese Liebe. Der Richter verweist in seinem Richterspruch auf diese Liebesgewissheit (vgl. V. 2031-2040).
Nach der Vervielfältigung des Rings weiß selbst der Vater nicht mehr, welcher der echte Ring ist, obwohl er ein unvergleichliches Farbenspiel hatte, das eigentlich Verwechslungen verhindern sollte.

Der Vater wird so selbst zum betrogenen Betrüger. Die Söhne hingegen betrügen sich selbst um die geheime Kraft des Rings, je mehr sie diese aus Eigennützigkeit erstreben. Denn dadurch verkennen sie, dass der Ring sie gerade zur uneigennützigen Liebe befähigen soll. Wieso er aber nicht wirkt, bleibt ungeklärt. Es liegt nur die Vermutung nahe, dass die Kraft nicht wirkt, weil die Söhne nicht an dem Ring als solchem interessiert sind, sondern an seiner Macht. Der Richter stellt allerdings klar, dass die Kraft nicht im Ring allein liegt, sondern elementar ist das in den Ring gelegte Vertrauen (vgl. V. 2043-2045).


Die Hypothese des Richters, dass der Vater drei Ringe anfertigen ließ (V. 2026-2028), weil der echte Ring verloren ging, stimmt nicht. Am Anfang wird eindeutig gesagt, dass nur zwei weitere Ringe hergestellt werden (vgl. V. 1945-1950). Hinzu kommt noch, dass die Vermutung des Richters nicht zu seinem Rat passt, dass jeder der Brüder von der Echtheit des Ringes überzeugt sein soll. Das wäre völlig unsinnig, wenn der echte Ring verloren ging. Außerdem liefe auch der moralische Appell ins Leere, wenn nicht jeder der Brüder von der Echtheit seines Ringes überzeugt wäre. Es gäbe keinen edlen Wettstreit, da dieser überflüssig wäre.


So unbestimmt, wie die Parabel beginnt, endet sie auch. Die „tausend tausend Jahre“ (V. 2050) des Richters entsprechen den grauen Jahren am Anfang. Der Richter selbst bleibt auch unbestimmt, denn nicht er wird es sein, der dann den Richterspruch fällt, sondern jemand, der weiser ist als er. Er verweist auf einen Weltenrichter, den er schemenhaft andeutet.


Die Brüder als Anhänger der Religionen

Überträgt man nun die Ringparabel auf die drei monotheistischen Weltreligionen (Judentum, Christentum und Islam), dann stellt man fest, dass die drei Brüder und die Anhänger der drei Religionen sich in der gleichen Situation befinden. Dies zeigt sich an den zahlreichen Analogien.

So entspricht die Ununterscheidbarkeit der drei Ringe der Ununterscheidbarkeit der drei Religionen bezüglich ihres Wahrheitsgehaltes. Außerdem entspricht der Wettstreit der Brüder dem der verschiedenen Religionsanhänger und auch der Rat des Richters, dass jeder der Brüder seinen Ring als den echten annehmen soll, findet seine Entsprechung darin, dass jeder seine eigene, durch seine Vorfahren ererbte Religion als die wahre ansehen soll und normalerweise auch ansieht.


Alles lässt sich aber nicht analog sehen, denn es wäre unsinnig nach einer Entsprechung des Betrugs durch den Vater bei den Religionen zu suchen oder auf die überlegene Wahrheit der jüdischen Religion zu schließen, da der echte Ringe älter als die Imitate ist.


Die Gleichheit der Ringe und somit die Vermächtnisse des Vaters an seine drei Söhne entspricht vielmehr die Situation der drei monotheistischen Weltreligionen. Sie sind alle drei demselben Gott verpflichtet, streiten aber unversöhnlich darum, welche die wahre von Gott gewollte Religion ist. Deshalb liegt die Lösung im Religionsstreit darin, dass jede Religion, im Vertrauen darauf die volle Wahrheit zu besitzen, ihre Überlieferung aufrechterhalten soll. Die Wahrheit einer Religion lässt sich im Diesseits nicht beweisen und ein solcher Beweis widerspricht auch dem Wesen von Religion. Ihre Wahrheit erweist sie aber durch gelebte Humanität und die Toleranz der anderen Religionen.