Karin Silvina Hiebaum – International Press

Für die meisten von uns wird es irgendetwas dazwischen sein.

Denn grundsätzlich ist es ja schon nicht ganz unwichtig, was andere Menschen von uns denken. Besonders bei den Menschen, mit denen wir oft zu tun haben, wie unserer Familie, unseren Kollegen oder Nachbarn.

Kein Mensch ist eine Insel
Wir können nur durch Kooperation und Arbeitsteilung existieren. Oder versuch doch mal, deine eigenen Schuhe herzustellen oder deinen eigenen Wein anzubauen. Nebenbei ist das Leben gemeinsam auch einfach netter. Wir Menschen sind von Natur aus keine Einzelgänger, sondern auf das Miteinander und auf Gemeinschaft gepolt.

Vor 10.000 Jahren zum Beispiel hatte man keine Chance, alleine zu überleben. Da war man nur sicher, wenn man Teil eines Stamms war, mit dem man gemeinsam den Schwierigkeiten des Steinzeitlebens trotzen konnte. Da war es extrem wichtig, was die anderen von einem dachten, damit man nicht verstoßen wurde. Denn aus dem Stamm verstoßen zu werden, bedeutete den Tod.

Heute gelten natürlich andere Regeln als vor 10.000 Jahren. Wir Menschen sind unabhängiger voneinander geworden. Wir sterben nicht gleich, wenn uns jemand nicht leiden kann und doof findet. Trotzdem fühlt sich das für manch einen ein bisschen so an. Viele von uns erleben es als extrem bedrohlich und unangenehm, wenn sie das Gefühl haben, dass sie jemand doof findet, nicht mag oder ablehnt.

Und deswegen tun wir normalerweise einiges dafür, damit andere nicht schlecht von uns denken.

Wir sind freundlich.
Wir sind hilfsbereit.


Wir sind höflich und ertragen kleine Unbequemlichkeiten, um anderen einen Gefallen zu tun, oft auch ohne eine direkte Gegenleistung zu verlangen.
Und wir sind tolerant und schlucken auch mal eine Kröte.
Das ist auch alles grundsätzlich gut so. Denn durch dieses Verhalten funktioniert das Miteinander. Dieses Verhalten ist kein Problem, solange man es nicht übertreibt.

Freundlich sein ist gut, aber …
Problematisch wird das Ganze erst, wenn es zwanghaft wird, anderen gefallen zu wollen.

Wenn zum Beispiel jemand meine Werte mit Füßen tritt und ich die Klappe halte, nur damit der andere nicht schlecht von mir denkt.

Oder wenn ich mich nicht traue, mich zu zeigen, wie ich bin, aus Angst, abgelehnt zu werden.

Oder wenn ich meine Bedürfnisse immer hintenanstelle,

damit mich niemand für egoistisch hält,
nur damit ich gut dastehe,
damit niemand schlecht über mich denkt,
damit ich kein Missfallen errege oder
damit ich nicht streiten muss.